14. Oktober 2014

(*gelesen*) Jakobs Mantel


\\   Jakobs Mantel   \\   Eva Weaver  \\   400 Seiten   \\   Gebundene Ausgabe   \\  Droemer HC   \\ Belletristik   \\   2013   \\

1939 - der vierzehnjährige Mika lebt mit seiner Familie im Warschauer Ghetto. Als sein Großvater dort ums Leben kommt, bleibt ihm nur sein Mantel. Mika entdeckt in einem der vielen eingenähten Innentaschen eine handgefertigte Puppe und stellt fest, dass sein Großvater Jakob in seiner Werkstatt noch eine ganz Reihe an Puppen gebastelt hat. Da die Trauer und das bittere Leben im Ghetto Mika fest im Griff haben, zieht er sich in die Werkstatt zurück und erfindet weitere Puppen, und er beginnt mit ihnen Geschichten zu erzählen, die ihn im ganzen Ghetto bekannt machen, da er vielen Menschen für einen Augenblick ihren Alltag vergessen lässt. Eines Tages jedoch gerät er in eine prikäre Situation mit einem deutschen Soldaten. Seine Puppe rettet ihn zwar, lenkt aber die Aufmerksamkeit des Deutschen auf sich...und dieser verlangt von ihm, von nun an für die Nazis zu spielen. 


Allein nach dem Lesen der Inhaltsangabe ist schnell klar, dass es sich bei diesem Buch keinesfalls um leichte Kost handelt. Umso überraschter habe ich festgestellt, dass sich das Buch trotz der Ernsthaftigkeit seiner Thematik geradezu leicht liest. Die Schriftstellerin, die mit diesem Roman im vergangenen Jahr ihr Debüt veröffentlicht hat, beschreibt die historischen Hintergründe mit einer bestechenden Neutralität; hier wird keinesfalls mit erdrückenden Fakten um sich geworfen, noch mit dem Finger auf den Bösen gezeigt. Hier steht wirklich nur Mikas Lebensgeschichte im Mittelpunkt, die auf eine wirklich berührende Art und Weise erzählt wird. 


Das Buch, das in drei Teile aufgeteilt ist, beginnt im ersten Teil Mikas Geschichte im Warschauer Ghetto bis zum Kriegsende zu erzählen, insbesonders welch wichtige Rolle das Handpuppentheater für Mika und viele andere Menschen im Warschauer Ghetto besitzt, die ihm und den anderen nicht nur Ablenkung bieten, sondern auch Halt in den so aussichtslosen Situationen.
Im zweiten Teil ändert sich die Perspektive in zweierlei Hinsicht: Die Geschichte wird nun nicht mehr aus Mikas Sicht erzählt, sondern die Nachkriegsjahre erlebt  der Leser mit den Augen des Soldaten Max, dem die Puppe inzwischen gehört und deren Bedeutung, die diese und das Theater früher für Mika hatten, nun selbst hat. 
Im abschließenden dritten Teil schließt sich der Kreis und die Geschichte endet dort, wo sie begonnen hat: bei Mika.

Ich gebe gerne dazu, dass ich sehr geizig bin, wenn es darum geht, einem Buch fünf Leseeulen zu geben, aber dieses Buch bekommt sie auf alle Fälle - fünfe Leseeulen und eine absolute Leseempfehlung! Ich habe selten ein Buch gelesen, dessen Handlung zwar fiktiv war, aber andererseits so nah an der Wirklichkeit zu sein scheint. So traurig das Buch einerseits ist und so schwer die Thematik, so tröstend empfand ich trotzdem das Ende der Geschichte, die sicherlich nicht nur Mika, sondern auch mir als Leser einen gewissen inneren Frieden gegeben hat. Ein wirklich sehr nachdenkliches und sehr berührendes Buch. 



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